Knapp daneben

Sonntag morgen trifft unser Team pünktlich an der angegebenen Adresse ein, Königstr. 24 in Rosenheim. Dort befindet sich ein Gebäude der Stadtverwaltung, aber wo ist das Finsterwalder-Gymnasiums? Hilfesuchend schauen wir die Straße entlang und entdecken Rupert Prediger vom Heimverein SG Pang-Rosenheim. Doch auch dieser erscheint leicht desorientiert, ist doch das Finsterwalder-Gymnasium nur das Ausweichspiellokal. Schließlich geleitet uns ein Rudel Schachspieler eine Ecke weiter ans Ziel. Des Rätsels Lösung: die korrekte Anschrift ist Königstr. 25, die Angabe im Internet also knapp daneben – genauso sollte leider auch unser Saisonauftakt verlaufen.

Die Gastgeber sind mit ihrer gemeldeten Mannschaft in dieser Saison Aufstiegsfavorit. Zur ersten Runde glänzen allerdings die drei österreichischen Spitzenspieler durch Abwesenheit. Damit ist für die meisten von uns zwar die Vorbereitung futsch, aber immerhin erscheint der Mannschaftskampf nominell nun annähernd ausgeglichen.

Mario bekommt bereits nach 12 Zügen ein Remisangebot und hat als Schwarzspieler keinen Grund, es abzulehnen. Kurze Zeit später gibt Andi seine Partie ebenfalls remis, was eher am körperlichen Unwohlsein liegt als an seiner angenehmeren Stellung. Die beiden können ihren frühen Feierabend aber nicht wirklich genießen, müssen sie doch mitansehen, wie in der vierten Spielstunde gleich mehrere Partien eine unvorteilhafte Wendung nehmen.

Gegen Maxi Berchtenbreiter übersteht Bernd nach gelungener Eröffnung ein paar heikle Momente im Mittelspiel mit Geschick und Fortune. Kurz vor der Zeitkontrolle hat er die Wahl zwischen mehreren Dauerschachvarianten. Diejenige, für die er sich entscheidet, hat leider ein kleines Loch. Am Spitzenbrett behandelt Karsten die Eröffnung aggressiv-ambitioniert. Sein Gegner nutzt die entstandenen Felderschwächen in der Folge geschickt für einen Angriff am Königsflügel aus. Zwar kann Karsten den Skalp seiner Majestät retten, das entstandene Endspiel aber ist perspektivlos.

Mit einer Serie starker Züge überspielt Uli seinen Gegner im Mittelspiel komplett. Der Damentausch erschwert die Verwertung, aber erst der Verlust des Mehrbauern kurz nach der Zeitkontrolle macht seine Siegchancen endgültig zunichte. Unser Neuzugang Tom opfert gegen den ebenfalls neuzugegangenen Rosenheimer Tom beherzt einen Bauern und bringt damit die schwarze Dame vorübergehend in Atemnot. Die taktisch verwickelte Partie bleibt lange spannend, jedoch erweist sich Toms Abwicklung ins Endspiel als verfehlt, das gegnerische Läuferpaar ist einfach übermächtig. Aus dem Slawen erhält Christian eine typische Auffangstellung mit Konterpotential. Als bei beginnender Zeitnot unvermittelt taktische Komplikationen auftreten, kommt er damit weniger gut zurecht als sein Kontrahent und muss die Segel streichen.

Zu guter Letzt schießt Ron den irgendwie doch verdienten Ehrentreffer. Er steht den größten Teil der Partei über bedrängt, verteidigt sich aber zäh und einfallsreich. Als kurz vor der Zeitkontrolle die Konterchance kommt, greift er mit beiden Händen zu und verwandelt nach einem gegnerischen Einsteller sicher.

Beim Feierabendbier im Augustiner Bürgerheim sind wir uns einig, dass der 5,5:2,5-Endstand für die Rosenheimer völlig korrekt ist, für uns im weiteren Saisonverlauf aber noch Luft nach oben sein sollte…

 (cg, 16.10.2015)

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