Chronik

Abteilung Schach  60 Jahre

 

Die Anfangsjahre – Von der Gründung bis zu den ersten Erfolgen (1952-1964)

Die Gemeinde Gröbenzell bestand gerade zweieinhalb Monate, als sich am 16. Oktober 1952 neun Schachspieler im Cafe Beck in der Bahnhofstraße trafen, um einen Schachverein zu gründen. Die Anwesenden wählten den Reichsbahnrat Hans Beckmann als  Vorsitzenden, Bahnpolizeimeister Claus Berg als dessen Stellvertreter und Schriftführer sowie Reichsbahnassistent Karl Nern als Kassier. Dieser “Reichsbahn”-Schachklub war allerdings noch nicht Mitglied im 1. SC Gröbenzell, der Beitritt erfolgte erst vier Jahre später. Zunächst einmal war es wichtig, sich eine Satzung zu geben sowie die Turnierregeln festzuschreiben: dies geschah am 20. November 1952; als monatlicher Mitgliedsbeitrag wurden 70 Pfennig festgesetzt. Nach diesen Formalia nahmen im nächsten Jahr bereits zwölf Spieler am ersten Vereinsturnier teil – gespielt wurde noch ohne Schachuhren, die zu teuer waren; ein Endergebnis ist nicht überliefert. Im selben Jahr wurde außerdem mit Ernst Fischhaber ein neuer Vorsitzender gewählt.

Der Klub wuchs auch in den folgenden Jahren stetig an, 1954 nahmen bereits 14 Spieler an einem Preisturnier teil; bei einer Mark Einsatz waren fünf zu gewinnen. Am Winterturnier wurden schon 16 Schachfreunde gezählt. Die Begeisterung der Mitglieder war genauso stark wie ihre Beteiligung; teilweise nahmen alle Eingeschriebenen an Veranstaltungen teil. Vom großen Engagement zeugt auch eine Bitte an den Vorsitzenden, doch einen zweiten, zusätzlichen Spielabend einzuführen, um mehr Spielpraxis zu bekommen.

Ebenfalls 1954 informierte man sich zum ersten Mal über die Aufnahme in den Münchner Schachverband, um dort am Ligabetrieb teilnehmen zu können; dies war allerdings zu teuer, so daß erst 1956 die Beitrittsverhandlungen in den Bayerischen Schachbund und mithin für den Schachkreis Zugspitze erfolgreich waren. Die sportlichen Erfolge der ab 1958 erfolgten Ligateilnahme – Spielbeginn damals bereits um 9 Uhr – waren anfänglich eher gering, und die Abteilung verblieb lange Jahre in der B-Klasse, die etwa der heutigen Kreisklasse Zugspitze entspricht. Um über die Liga hinaus auch Jugendliche zum Schach zu bringen, gaben Mitglieder zudem an der Volksschule Unterricht. Wohl um sich die Organisation zu erleichtern und um von der Mitgliedschaft im Bayerischen Landessportverband (BLSV) zu profitieren, trat der Verein 1956 dem 1. SC Gröbenzell als vierte Abteilung bei – eine Tatsache, die den Schachfreunden allerdings nicht viel bedeutet zu haben scheint: in den Ordnern finden sich keinerlei Dokumente, die auf diese Tatsache hinweisen; man spricht ab diesem Zeitpunkt lediglich von der Sparte Schach im 1. SC Gröbenzell. 1958 erfolgte dann der erste von vielen weiteren Wechseln des Spiellokales in das Cafe Müller, das heutige “Wirtshaus” an der Ecke Puchheimer-/Augsburger Straße, um.

Im selben Jahre gab Ernst Fischhaber aus beruflichen Gründen den Vorsitz der Abteilung an Hermann Aicher ab; er hatte die Mitgliederzahl in seiner Amtszeit auf über 20 steigern können und übernahm nun die Jugendarbeit, die er mit viel Engagement zu großen Erfolgen führen konnte. Hermann Aicher amtierte nur ein Jahr, bereits 1959 gab er das Amt an Gottfried Weicker weiter und wurde selbst Spielleiter. In der Saison 1960/61 ist auch die erste Jugendmannschaft überliefert, für die immerhin zehn Spieler nominiert werden konnten. Durch den teuren Spielbetrieb wurde zudem eine Erhöhung des Mitgliedbeitrages auf 1,50 DM nötig.

Jahr             Vorsitzende der  Abt.  Schach
1952-1953 Hans Beckmann
1953-1958 Ernst Fischhaber
1958-1959 Hermann Aicher
1959-1961 Gottfried Weicker
1961-1962 Werner Schmidt
1962-1963 Horst Schade-Tonelli
1963-1968 Gottfried Weicker (2.Amtszeit)
1968-1971 Willy Leuscher
1971-1975 Gottfried Weicker (3.Amtszeit)
1975-1983 Alfred Distl
1983-1991 Wolfram Inngauer
1991-1993 Uli Rohrmüller
1993-1997 Barbara Inngauer
1997-2001 Thosten Kaftan
2001-2008 Rolf Müller
2007-2010 Dr. Stephan Lehnstaedt
2010-xxxx Thomas Lengfeld

Die erste Amtszeit von Weicker endete 1961, als er von Werner Schmidt abgelöst wurde; doch auch dieser gab bereits 1962 den Vorsitz an Horst Schade-Tonelli weiter. Schade-Tonelli, der gleichzeitig Vorsitzende der Sparte Fußball im 1. SC Gröbenzell war, mußte den Abteilungsleiterposten aber aus geschäftlichen Gründen noch im selben Jahr abgeben: Gottfried Weicker wurde sein Nachfolger. Er konnte 1964 auch erstmals drei Senioren- und zwei Jugendmannschaften melden; gleichzeitig gab es einen Wechsel des Spielortes: gespielt wurde im Sportheim an der Puchheimer Straße. Hier konnte man nicht nur den Aufstieg der ersten Mannschaft in die A-Klasse (Heute: Zugspitzliga) beobachten, sondern auch gute Plazierungen der übrigen Mannschaften; am gleichen Ort wurde auch der erste Vereinspokal fest vergeben, da ihn der langjährige Gröbenzeller Spitzenspieler Hermann Aicher bereits zum dritten Mal gewinnen konnte. Die Schachabteilung des 1. SC Gröbenzell war 1964, auch dank der beinahe 30 Mitglieder, fest im Gröbenzeller Sportleben etabliert.

    Hermann Aicher 1990

Früchte der Jugendarbeit und Niedergang der Sparte (1965-1971)

1965 konnten die Gröbenzeller Schachspieler erste Früchte der Jugendarbeit von Ernst Fischhaber ernten: bei den Jugendmeisterschaften des Schachkreises Zugspitze belegten Reiner Ungnad, Hermann Schmied und Frank Weicker die Plätze Eins, Drei und Sechs. 1966 konnte dieser schöne Erfolg wiederholt werden – mit identischen Plazierungen der selben Spieler. Der gleichzeitige Gewinn der Mannschaftsmeisterschaft erlaubte den Jugendlichen zudem die Teilnahme an den Wettbewerben auf oberbayerischer Ebene. Auch die Senioren konnten sich durch einen zweiten Tabellenplatz für die Bezirksklasse Oberbayern qualifizieren. Gleichzeitig traten aber Probleme auf, die auch heute nicht fremd sind: trotz schachlicher Erfolge blieb die Beteiligung am Spielabend eher gering; die Anzahl der Mannschaften mußte zudem auf zwei reduziert werden, da die Zuverlässigkeit und Begeisterung der Spieler nicht mehr so groß war wie noch vor wenigen Jahren. Außerdem stagnierte die Mitgliederzahl bei 23 Spielern.

Dies führte 1966, nur ein halbes Jahr nach seiner Wiederwahl, zur Ankündigung des Rücktritts von Gottfried Weicker als Spartenleiter, da er mit dem Vereinsleben und dessen Organisation nicht mehr zufrieden war. Wie er selbst ausführte, sollten Jüngere die Gelegenheit haben, seine Fehler – zu viel selber zu tun und nur auf Spielstärke und Erfolge zu achten – zu vermeiden. Da sich niemand fand, der in Weickers Fußstapfen treten wollte, übernahm er das Amt bis März 1967 auf kommissarischer Basis – und ließ sich dann zur Weiterarbeit überreden.

In diesem Jahr war auch ein erneuter Wechsel des Spiellokales angesagt; man zog vom Sportheim für etwas mehr als ein Jahr in den “Gröbenzeller Hof”, da es gröbere Unstimmigkeiten wegen der Raumbelegung mit den anderen Sparten des Hauptvereins gegeben hatte. Erfreulicher war da schon der dritte Gewinn der Zugspitz-Jugendmeisterschaft durch Reiner Ungnad – der bereits das Spitzenbrett der Senioren innehatte -,wenn auch sonst mit Edgar Freese als siebtem nur noch ein Jugendlicher an diesen Wettkämpfen teilnahm; ebenfalls zum dritten Mal wurde der Jugend-Mannschaftspokal erkämpft. Die Siegesserie des 18jährigen Ungnad setzte sich fort, neben der Oberbayerischen konnte er auch die Bayerische Meisterschaft gewinnen und war somit der erste Gröbenzeller Schachspieler, der auf Landesebene erfolgreich war. Leider wechselte Ungnad nach der Saison 1966/67 zu den höherklassigen Neuaubinger Schachfreunden; auch andere Spieler kehrten dem Verein den Rücken.

Im darauffolgenden Jahr 1968 machte Gottfried Weicker seine Ankündigung war und stellte sich nicht mehr zur Wahl; neuer Spartenleiter wurde Willy Leuschner; Weicker blieb dem Vorstand allerdings als Kassier erhalten und blieb auch im Oberbayerischen Schachverband als Jugendleiter tätig. Das Verhältnis zwischen Leuschner und Weicker trübte sich aus Kompetenzstreitigkeiten schnell ein, so daß letzterer sein Amt im Januar 1970 zur Verfügung stellte. Einen Monat später wurde auch die einzige Gröbenzeller Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen, da man mit dem ungünstigen Schiedsspruch in einem Protestfall nicht einverstanden war. Diese auf Leuschners Betreiben ausgelöste Protesthaltung führte zwar durch den mäßigenden Einfluß Weickers noch nicht zum Ausschluß aus dem Bayerischen Schachbund (BSB), wohl aber zur Unzufriedenheit der Mitglieder mit ihrem Vorsitzenden.

Der auf zwei Jahre gewählte Vorstand amtierte bereits drei Jahre, als im Juli 1971 auf einer durch Weicker und dem 1. SC Gröbenzell initiierten Hauptversammlung nach langer Diskussion neun Spieler die Wiederaufnahme des Spielbetriebes im BSB beschlossen und Gottfried Weicker mit 5:4 Stimmen erneut zum Vorsitzenden gewählt wurde – der Gegenkandidat Leuschner erklärte daraufhin seinen Austritt. Weickers Einsatz ist es zu verdanken, daß die Schachabteilung vor 30 Jahren nicht zu einem Ende kam. Er war es auch, der den langsamen Wiederaufstieg des Schachs in Gröbenzell einleitete.

Grundlagen für spätere Erfolge (1971-1975)

Die Genesung des Gröbenzeller Schachlebens begann 1971 zum einen mit einer von Gräfelfing souverän gewonnenen Zugspitz-Blitz-Mannschaftsmeisterschaft und zum anderen mit einem erneuten Wechsel des Spiellokales; diesmal zog man in die Bahnhofgaststätte Mair, die heutige “Hexe”. Nach zwei Jahren Liga-Abstinenz konnte man 1972 in der B-Klasse den sofortigen Aufstieg feiern, wenn auch die zweite Mannschaft sowie die Jugend nur die letzten Tabellenplätze belegten. Vergleichskämpfe außerhalb des Ligabetriebes wurden mehrere gespielt, wenn auch erfolglos: gegen Gauting (4:6), Unterpfaffenhofen/Germering (2:6) und Olching (1:7) verlor Gröbenzell jedesmal deutlich.

Bereits die erste Mitgliederversammlung 1972 nach der außergewöhnlichen ein Jahr zuvor verdeutlichte die großen Erfolge von Weickers Arbeit. Die Mitgliederzahl hatte sich mit 29 mehr als verdoppelt, zur Versammlung selber waren 19 Spieler erschienen. Das Verhältnis zum Hauptverein war wieder harmonisch und auch mit BSB und Schachkreis Zugspitze gab es keinerlei Probleme mehr; als dringlicher Wunsch wurde lediglich eine spielerische Steigerung formuliert. Bei dieser Veranstaltung trat zum ersten Mal der für die weiteren Geschicke der Abteilung und des Hauptvereins so wichtige Alfred Distl als Funktionär in Erscheinung und übernahm den Spielleiterposten.

Die 20-Jahres-Feier der Abteilung im November wurde im Café Müller gefeiert; der ehemalige Gröbenzeller Reiner Ungnad gab eine Simultanveranstaltung vor dem Festabend und holte dort 18 Punkte aus 22 Partien. Außerdem richtete man unter der Schirmherrschaft des Landrates zur Zufriedenheit aller 46 Beteiligten die Oberbayerische Blitz-Meisterschaft aus, die von Ungnad mit 13,5/15  souverän gewonnen wurde; bester Gröbenzeller wurde in der B-Gruppe Günter Sagner.

Ein Jahr später wurde nicht nur der zweite Platz in der A-Klasse erreicht, auch die Jugend verbesserte sich auf den vierten Platz, während die zweite Mannschaft nicht über den erneuten letzten hinauskam. Bei der Kreiseinzelmeisterschaft (KEM) der Damen konnte sich Sibylle Weicker durch einen zweiten Platz für die Kämpfe auf oberbayerischer Ebene qualifizieren. Das Gedenkturnier für den 1972 verstorbenen Schachfreund Michael Rummer, der nicht nur in Gröbenzell, sondern auch auf Kreis- und Bezirksebene Ämter innehatte, beendeten die Gröbenzeller Senioren auf dem zweiten und die Junioren auf dem letzten von vier Plätzen. Auf der Hauptversammlung 1973 wollte Weicker dennoch nicht mit sich zufrieden sein: er bemängelte die Jugendarbeit, Mitglieder-Stagnation und zu wenig Schulung beim Spielabend – der obendrein von einem erneuten Ortswechsel bedroht war. Die 16 Anwesenden sahen seine Selbstkritik aber wohl als nicht begründet an, da er einstimmig wiedergewählt wurde.

1973 war die Mitgliedszahl auf 34 angewachsen, davon 5 Frauen; man mußte aber konstatieren, daß eine weitere Werbung von Schachwilligen aufgrund der desolaten Raumsituation nicht möglich war, die Spieler wichen z.T. sogar ins Rathaus-Stüberl und den Keller der Post aus. Erfreulich dagegen war der Aufstieg in die Bezirksliga, der aber nur durch den Verzicht einer anderen Mannschaft möglich wurde. In diesem Jahr wurde erstmals der erst 13jährige Detlev Arzt mit 7/8 Jugend-Vereinsmeister, bei den Senioren gewann, wie auch ein Jahr später, Günter Sagner vor Alfred Distl.

 

Finale der Jugend-Vereinsmeisterschaft 1977: Detlev Artz (Weiß) gg. Anton Kammerl.

Der “Gröbenzeller Hof” war von 1974 an Vereinslokal, hier wurde nicht nur das Sommerfest gefeiert, sondern auch das Pokalturnier ausgetragen, das Frank Weicker mit 5,5/6 deutlich gewinnen konnte – hinter ihm u.a. Uli Urban mit 3/6; die Jugendlichen trafen sich im Gegensatz zu den Erwachsenen im Keller der Post. Im gleichen Jahr konnte man auch wieder eine zweite Jugendmannschaft melden; die Jugendbretter wurden von Detlev Arzt angeführt, in der zweiten Equipe befand sich Anton Kammerl. Leider war für die Senioren ein Abstieg vorangegangen, so daß sie 1974/75 wieder in der A-Klasse spielen mußten. Spielleiter Alfred Distl konnte seinen Klubkameraden dafür Schulungsabende mit Simultanvorstellungen, Endspiel- und Eröffnungsanalyse anbieten, genauso wie sich einige Mitglieder bereit erklärt hatten, an den Volkshochschulen Puchheim und Gröbenzell Einführungskurse zu geben. Wie hoch die Bedeutung des Trainings damals gesehen wurde, zeigen die Anschaffungen von Büchern, Schachspielen und einem Demobrett für über 800 DM. Alle diese Maßnahmen führten dazu, daß Anfang 1975 stolz die Zahl von 15 Jugendlichen und 28 Erwachsenen vermeldet werden konnte.

Dennoch waren die Spieler noch nicht so stark, um mit anderen Vereinen des Landkreises konkurrieren zu können; Vergleichskämpfe gegen Fürstenfeldbruck und Olching mußte man mit 5:9 bzw. 1,5:10,5 verloren geben. Mit Günter Sagner und Sybille Weicker konnten aber seit langem wieder Spieler zur Oberbayerischen Meisterschaft geschickt werden – wo letztere auch einen ausgezeichneten dritten Platz belegte. Alles in allem war Gottfried Weicker in seinem Fazit auf der Mitgliederversammlung 1975 mit dem erfolgten Wiederaufbau der Schachabteilung zufrieden, so daß er sein Amt beruhigt an Alfred Distl weitergeben konnte. Mit Weickers Rückzug auf den Posten des Jugendleiters, den er auch seit über 10 Jahren bei Bayerischen Landessportverband innehatte, endete eine Ära des Gröbenzeller Schachspiels. Wie sich zeigen sollte, war Alfred Distl ein würdiger Nachfolger.

Vorsitzender Alfred Distl: Markenzeichen Jugendarbeit (1975-1983)

Die Stärke der Erwachsenen war in den 70er Jahren nicht so groß, wie sie heute ist; dafür begann der Aufbau einer herausragenden Jugendarbeit, die damals in Oberbayern ihresgleichen suchte. Dazu hat sicher das lebhafte Vereinsleben beigetragen, es wurde z.B. 1975 ein Pokalturnier mit 26 Teilnehmern gespielt (Sieger – auch bei der Jugend, dort gemeinsam mit Anton Kammerl -: Detlev Arzt), und auch bei der Vereinsmeisterschaft, die über zehn Runden Schweizer System ging, waren 20 Spieler beteiligt. Ein Jahr später konnte man ins Feuerwehrhaus umziehen, das den Schachspielern immerhin bis 1993 eine Heimat bot und die Frage nach dem Spiellokal für lange Zeit klärte. Ebenfalls 1976 wurde der Wiederaufstieg in die Bezirksliga gefeiert; das Vereinsturnier gewann wie im Vorjahr Gerhard Henschel, der auch Pokalsieger wurde; Andi Zach wurde in der B-Gruppe der Vereinsmeisterschaft bei seiner ersten Teilnahme auf Anhieb Zweiter mit 10,5/14, einen halben Punkt vor Wolfram Inngauer. Die Jugendmannschaft, besetzt u.a. mit Arzt. Kammerl, Zach, Luber und Inngauer, konnte als Tabellenzweite in die Kreisklasse aufsteigen und ein Jahr später in die Bezirksliga Oberbayern. Bei der Vereinsmeisterschaft 1977 konnten sich die Jugendlichen auf ganzer Linie durchsetzen: mit Zach, Arzt, Inngauer und Rauschmayer gewannen sie alle vier Endgruppen – übrigens der erste Vereinsmeisterschaftsgewinn von Andi Zach, der im gleichen Jahr auch Blitzmeister bei Jugend und Erwachsenen wurde. Der Pokal ging an den Vorsitzenden Alfred Distl.

Im Jahr 1977 stand das 25jährige Jubiläum der Abteilung an, das gebührend gefeiert wurde. Zum Simultanspiel kam mal wieder Reiner Ungnad, mittlerweile Bundesligaspieler und 17. der Deutschen Meisterschaft, der 30/32 holte; er blieb Gröbenzell weiterhin verbunden und führte im kommenden Jahr drei Schulungsabende durch. Zudem richtete man 1978 mit großem Aufwand die Kreiseinzelmeisterschaft aus, zu der 62 Seniorenspieler begrüßt werden konnten. Bester Gröbenzeller wurde Andi Zach auf Platz 18, der auch oberbayerischer Jugendmeister wurde; bereits ein Jahr später errang er den Kreistitel bei den Senioren. Einen Teilnehmerrekord gab es auch bei der Vereinsmeisterschaft mit 52 Schachspielern aus der eigenen Abteilung, Sieger wurde diesmal bei den Erwachsenen Gerhard Henschel, bei der Jugend triumphierte Siggi Kolodziej. 1978 konnte man auf stolze 75 Mitglieder – gegenüber 40 noch zwei Jahre zuvor – verweisen, davon 47 Jugendliche, die in vier Mannschaften spielten. Gröbenzell hatte sich einen Namen als Jugendschach-Hochburg in Bayern gemacht. Von den damaligen Mitgliedern waren 2002 ganze neun übrigens noch im Verein: Detlev Arzt, Wolfgang Axtmann, Uli Hobelsberger, Anton Kammerl, Siggi Kolodziej, Hermann Meixner, Max Rauschmayer, Uli Urban und Andi Zach; gegenüber 1952 waren 25 Jahre später immerhin noch drei Gründungsmitglieder in der Abteilung.

Fußballmannschaft der Schachabteilung 1977. V.l.n.r. stehend: Koller, von der Ahr, Herzner, Kammerl, Grossmann, Zach, Struß, Wagner, Luber; kniend: Kolodziej, Arzt, ?, Matthias Rauschmayer, Max Rauschmayer, Wolf, Inngauer, Distl

Bei der Erfolgsbilanz der vergangenen Jahre war es kein Wunder, daß Alfred Distl im Mai 1979 auf der Hauptversammlung von den 35 Anwesenden einstimmig wiedergewählt wurde; als Spielleiter wurde Uli Urban, für die Jugendleitung Wolfram Inngauer gewonnen. Letzterer hatte damals vier Jugend- und eine Schülermannschaft zu vertreten und betreuen. Erfolge bei der Jugend hatte besonders Andi Zach vorzuweisen, der in diesem Jahr Bayerischer Jugendmeister wurde und außerdem den Vereinspokal holte; bei den Senioren wurde Gerhard Henschel zum dritten Mal hintereinander Vereinsmeister mit einem klaren Punkt Vorsprung auf den Vorsitzenden Alfred Distl, bei der Jugend konnte sich Siggi Kolodziej durchsetzen.

Im März 1980 hatte der Verein den herben Verlust des Spitzenspielers Gerhard Henschel zu verkraften, der trotz guter Mannschafts- und Einzelergebnisse lange nicht zu ersetzen war. So blieb denn auch der Aufstieg der ersten Mannschaft trotz mancher Verstärkungen in den nächsten Jahren nur ein Wunschtraum. Erfreulicher war schon die Oberbayerische Meisterschaft der Damen, bei der Gröbenzell mit Ursula Illig erstmals eine Siegerin aufwies. Roland Struß wurde Vereinsmeister nach einem Stichkampf mit Neuzugang Klaus Kretschel.

Durchgeführt wurde in jenem Jahr nicht nur die Jugend-Kreismeisterschaft mit 86 Teilnehmern, sondern neben einem Thematurnier fanden auch vereinsinterne Skat- und Tischtennisturniere statt, die sich reger Beteiligung erfreuten. Besonderes Highlight war aber ohne Frage die Südtirolfahrt und der gewonnene Vergleichskampf mit dem SK Bruneck.

1981 wurde Alfred Distl stellvertretender Vorsitzender im Schachkreis Zugspitze, Wolfram Inngauer dort und auf Bezirksebene Jugendleiter, auf starken Druck und ganz und gar nicht freiwillig, wie sie betonten. Dennoch hatte letzterer Zeit, im Oktober die erste Ausgabe der Vereinszeitschrift “Gröbenschach” herauszugeben, geboren aus der Idee, den bisherigen jährlichen Spielbericht zu verbessern. Dieses sowohl für Schachvereine wie auch innerhalb des 1. SC Gröbenzell recht einmalige Mitteilungsblatt sah seitdem über 60 Ausgaben (Nr. 62 Weihnachten 2006) und viele verschiedene Herausgeber,zuletzt, seit Ausgabe 48, Stephan Lehnstaedt. Anfänglich zweimonatlich herausgegeben und von aktuellen Ergebnissen und Ereignissen geprägt, wandelte es sich in den letzten zehn Jahren mehr und mehr zu einem Saisonrückblick und veränderte so seinen ursprünglichen, aktuellen Charakter zu einem ausführlichen, rückblickenden hin.

Als würdiger Vereinsmeister 1981 ist Klaus Kretschel zu bezeichnen, der nicht nur 8,5/9, sondern auch drei Punkte mehr als sein “Verfolger” Peter Luber erkämpfte. Besonders der Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Kreisklasse des Schachkreises, wo auch die erste spielte, war erfreulich. Ihren Titel leider nicht verteidigen konnte Ursula Illig als oberbayerische Damenmeisterin, aber der zweite Platz ist genauso wie der sechste von Angelika kamm, die sich gegenüber dem Vorjahr um einen Platz verbesserte, durchaus als Erfolg zu bezeichnen.

Der 1. Gröbencup – eine bis heute fortgesetzte Tradition – wurde 1982 in Memoriam Herbert Faller ausgespielt, der in diesem Jahr starb. Überlegener Sieger mit 6,5/7 und 1,5 Punkte vor dem nächsten Spieler wurde Klaus Kretschel. Das 3.Gerhard Henschel-Memorial der Jugendlichen gewann bei einer Spitzenbesetzung der heutige Internationale Meister Thomas Reich vor den heutigen Großmeistern Gerald Hertneck und Philipp Schlosser; bester Gröbenzeller wurde Carsten Hamann auf dem geteilten vierten Platz. Im Schachkreis Zugspitze konnte Andi Zach zum zweiten Mal den Einzelmeistertitel erringen, dabei erzielte er souveräne 7,5/9 und einen halben Punkt Vorsprung auf seinen Konkurrenten Thomas Lochte. Diese Siegesserie setzte sich bei den Oberbayerischen Meisterschaften in Gröbenzell fort, auch wenn es “nur” zum zweiten Platz reichte – genau wie für Ursula Illig, die ihre Plazierung damit gegenüber dem letzten Jahr konstant hielt. Für beide Spieler bedeutete es indes die Qualifikation für die bayerische Ebene, wo sich Zach als Zweiter in der M II direkt für die höchste Spielklasse qualifizieren konnte. Die neu hinzugekommene Barbara Reim belegte in der M II bei den Damen vor Ursula Illig (5.) den dritten Platz. Besonders beeindruckend war der Sieg des Gründungsmitgliedes Hermann Aicher im Vereinsturnier, der sich im Stichkampf gegen Wolfram Inngauer durchsetzen konnte. Den Pokal gewann zum fünften Mal hintereinander Andi Zach. 1982 gab es auch die erste “Schach-Hochzeit” zwischen Markus Bonk – ein Jahr später auch Vereinsmeister – und Angelika Kamm zu vermelden, oder , wie es in “Gröbenschach” 6 hieß, zwischen “Brett 3 und Brett 40”.

Aus Jugendlichen werden Spitzenspieler (1983-1989)

Anfang 1984 konnte Wolfram Inngauer, der auf der Hauptversammlung Alfred Distl abgelöst hatte – dieser wurde stellvertretender Vorsitzender, übernahm dafür aber im Schachkreis Zugspitze den Vorsitz-, auf ein erfolgreiches Jahr 1983 zurückblicken, in dem die Mitgliederzahl die 100 überschritten hatte und mit den Neuzugängen Uli Rohrmüller – der auch gleich den Pokal mit 6,5/7 gewann – und Simon Wagner auch schachlich neue Ambitionen ins Auge gefaßt werden konnten. Er betonte allerdings, sich in ein “gemachtes Nest gesetzt zu haben”. Der damals eingeführte Jahresbeitrag für die Jugend von 48 DM gilt übrigens (mit Euro-Umstellung) noch heute. Positiv waren besonders die sportlichen Ergebnisse. So gab es vier für die oberbayerische Ebene qualifizierten Jugendliche (Carsten Hamannn, Uli Rohrmüller, Simon Wagner und Albert Kaunzinger in den verschiedenen Altersklassen) und fünf Jugend- neben vier Seniorenmannschaften, außerdem einen mit 3,5:1,5 gewonnener Damen-Vergleichskampf mit Garching; von den Seniorenmannschaften konnten zudem drei aufsteigen, davon die erste endlich in die Bezirksliga, wofür sie bei der Sportlerehrung der Gemeinde Gröbenzell im Jahr darauf ausgezeichnet wurde. Als Schmankerl ist noch die Ausstellung von Schachmotiven auf Briefmarken von Rolf Müller zu erwähnen, die er im Feuerwehrhaus präsentierte.                                                        Klaus Knechtskern 1987

Das Schach-Interesse in Gröbenzell wurde durch so publikumswirksame Aktionen wie die öffentliche Analyse des WM-Viertelfinales Smyslow-Hübner 1983 bzw. des Finales Karpov-Kasparov 1984 gefördert; für die Motivation der Mitglieder gab es z.B. T-Shirts mit Aufdruck der Schachabteilung. Eine Innovation, die durchaus in die Gegenwart passen könnte, war die Teilnahme eines Schachcomputers neben weiteren 69 menschlichen Spielern bei der Vereinsmeisterschaft 1984 – mit 3,5/8 belegte er immerhin den 6. Platz in der vierten Gruppe; Vereinsmeister wurde Peter Luber mit einem Punkt Vorsprung auf Uli Rohrmüller, bei den Jugendlichen setzte sich erneut Albert Kaunzinger durch. Die Erfolge der Schachspieler zeigten sich auch bei der Sportlerehrung der Gemeinde Gröbenzell; mit Andi Zach, Carsten Hamann, Barbara Reim sowie der C-Junioren-Mannschaft konnten vier Bezirks-Vizemeister geehrt werden. Bei diesen Ereignissen ist immer wieder das bemerkenswerte Engagement Wolfram Inngauers für seinen Verein zu konstatieren, das sich auch in seiner Diplomarbeit 1985 fortsetzte: eine Modellbeschreibung eines Sportvereins, der sich eine Leistungsbilanz des 1. SC Gröbenzell anschloß. Diese Aufstellung der positiven Auswirkungen eines Sportvereins auf eine Gemeinde fand damals viel Anklang – das gleiche Verfahren soll demnächst wiederholt werden. Auf diese Aktion geht auch die Errichtung der hauptamtlichen Geschäftsstelle des SC wenig später zurück.

Im Jahr 1985 wurde mit Alfred Distl zum ersten und bislang einzigen Mal jemand aus der Schachabteilung als Vorsitzender des 1. SC Gröbenzell gewählt; allerdings hatten die Sparte und der Gesamtverein sowie der Kreis Zugspitze bereits ein Jahr später mit Distls Tod einen herben Verlust zubeklagen. Der langjährige Vorsitzende starb mit 52 Jahren völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Im Angedenken an diesen großen Schachspieler und Vereinsvorsitzenden wird seitdem der jährlicher Pokal ausgespielt. 1986 verstarb auch Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender Ernst Fischhaber im Alter von 67 Jahren, so daß die Schachabteilung zwei ihrer verdientesten Mitglieder verlor.

Sportlich gab es bei den Erwachsenen keine Großtaten zu vermelden: der Aufstieg in die Landesliga hatte wieder nicht geklappt, man erreichte nur den dritten Platz. Wie im Vorjahr wurde Peter Luber Vereinsmeister und Uli Rohrmüller Pokalsieger; bei der oberbayerischen Einzelmeisterschaft M II erreichten Andi Zach und Uli Rohrmüller die Plätze vier und sechs. Das einzige Highlight war der Gewinn der Bayerischen Mannschaftsmeisterschaft durch die C-Jugend-Spieler Klaus Vollmann, Raimund Neumann, Felix Heinzelmann, Marco Kramer und Wernher Bien.

Aufwärts ging es auch im Jahre 1986 nicht: die Bezirksligamannschaft, das Gröbenzeller Aushängeschild, verpaßte den Aufstieg zum wiederholten Male und verschlechterte sich gegenüber der letzten Saison um einen Platz. Den Gröbencup gewann ebenfalls kein Gröbenzeller, jedoch belegte Altmeister Hermann Aicher einen ausgezeichneten dritten Platz. Sehr erfreulich dagegen war der Sieg von Jan-Erik Schrader im Gerhard-Henschel-Memorial der Jugend vor 23 weiteren Schachspielern aus dem Schachkreis. Überragend auch der Erfolg von Andi Zach bei der Vereinsmeisterschaft, die er mit 8,5/9 erringen und im Jahr darauf verteidigen konnte; der neu hinzugekommene Franz Scheckenbach gewann gleich im ersten Anlauf den Alfred-Distl-Pokal; ihm folgte 1987 Jan-Erik Schrader nach.

Bayerische C-Jugend Mannschaftsmeister 1985: v.l. Heinzelmann, Kramer, Dietlmeier, Neumann, Vollmann

1987 zeigte sich ein Hineinwachsen der Jüngeren in die Seniorenmannschaften, so daß endlich eine fünfte Mannschaft gemeldet werden konnte – ohne bei der Jugend deshalb auf eine zu verzichten. Die Erwachsenen belegten in der Bezirksliga wieder den zweiten Platz – ohne aufzusteigen -, die zweite Mannschaft verbesserte sich in die Zugspitzliga. Ein Großereignis war im gleichen Jahr die Ausrichtung der Kreiseinzelmeisterschaft für Erwachsene und Jugendliche, kombiniert mit einem Damen- und sogar einem ELO-Wertungsturnier: bei den neun Turnieren waren insgesamt 217 Schachspieler zugegen. In der M I wurde Carsten Hamann Dritter, in der M II Peter Kollwitz Zweiter, die A-Jugend entschied der damals noch für Gilching startende Klaus De Francesco für sich ebenso wie Felix Heinzelmann die C-Jugend; in der B-Jugend wurde Klaus Vollmann Zweiter. Besonders erfreulich auch der Sieg von Barbara Inngauer (vormals Reim) bei den Damen und die Dominanz der Gröbenzeller Tandemspieler: Thomas Hofinger und Jan-Erik Schrader siegten mit zwei Punkten Vorsprung auf Andi Zach und den späteren GM und ELO-Turnier-Sieger Philipp Schlosser sowie Thomas Beck und Jürgen Heilmeier. Die 32 heimischen Schachspieler und -spielerinnen stellten ihre Klasse nicht nur zahlenmäßig unter Beweis; lediglich Andi Zach mit 4/9 im ELO-Turnier konnte mit dem siebten Platz nicht ganz mitziehen.

Ein Jahr später setzte sich der Aufstieg Marco Kramers in der Jugend fort, der bei der KEMB-Jugend mit einem Punkt Vorsprung triumphierte und beim Wasserburger Open sogar 5/5 holte. Mit den Erfolgen von Markus Reisinger und Clemens Benicke zeihte sich, daß die Gröbenzeller Jugendarbeit weiter Früchte trug. Ein Team, u.a. mit den oben genannten Spielern, erkämpfte sich schon 1987 bei der C-Jugend des Schachkreises den ersten Platz.

Bei den Erwachsenen wurde der Aufstieg in die Landesliga wieder einmal verpaßt – genauso wie die Meldung zum Vierer-Pokal, den man auf Kreisebene immerhin zu verteidigen gehabt hätte. Dafür gab es einen verdienten 6:4-Sieg der Männer über eine bayerische Damensauswahl. Der Pokal ging erneut an Franz Scheckenbach, die Tandem-Meisterschaft zum wiederholten Male an das Team Zach/Kaunzinger. Dieter Hertel organisierte einen Ausflug nach Kitzbühel, der in den kommenden Jahren schon fast zur Tradition wurde, bis er in den 90ern ein einschlief. Hier setzte man mit einem 8,5:1,5 Kantersieg sowie dem Gewinn der Schnellschach-Mannschaftsmeisterschaft Akzente.

1989 wurde endlich der Aufstieg in die Landesliga geschafft. Das 15:3-Resultat bedeutete einen klaren Vorsprung von zwei Punkten auf die Verfolger Deggendorf, Unterpfaffenhofen und Dorfen und unterstrich die souveräne Leistung der Mannschaft, in der besonders die Einzelleistungen von Albert Kaunzinger (5,5/8), Andi Zach und Uli Rohrmüller (je 7/9) herausragten. Eine Heimat bot Gröbenzell auch dem Damenschach, nicht nur mit dem Muttertagspokal, an dem 37 Schachspielerinnen teilnahmen, sondern genauso mit einem Mannschafts-Länderkampf, in dem sich Österreich vor der Schweiz durchsetzen konnte. Zudem wurde die bayerische Jugendblitz-Einzelmeisterschaft in Gröbenzell ausgerichtet, die mit 196 Teilnehmern ein großer Erfolg war, und bei der Marco Kramer immerhin den zweiten Platz in der B-Jugend belegen konnte. Diese Tatsache tröstete ein wenig darüber hinweg, daß die Anzahl derJugendmannschaften auf drei geschrumpft war.

Vereins- und Minigolfmeister in diesem Jahr wurde Vorsitzender Wolfram Inngauer. der sich über die sportlichen Ergebnisse sehr freuen konnte, gleichzeitig aber auch den Mitgliederschwund auf 80 Personen zu melden hatte. Mit dem lange ersehnten Aufstieg endete eine Ära, in der das Gröbenzeller Schach zwar viele Talente hervorgebracht hatte, die durchaus auch Einzelerfolge vorweisen konnten, aber gleichzeitig die Abteilung nicht die ihr nach Mitgliederzahl und nomineller Spielstärke zustehende Mannschaftsleistung            Uli Rohrmüller 1987 zeigen konnte.                                                                                                                             

Endlich Landesliga! (1990-1997)

Der Aufstieg in die Landesliga läutete eine – unbeabsichtigte – Abkehr des Vereins von der Jugendarbeit hin zum “Spitzen”schach ein. Verstärkungen kamen hauptsächlich im Bereich der Erwachsenen, die früheren Talente der Jugend fehlten auf einmal, die Jugendmannschaften wurden immer weniger. Dieser Trend schlug sich auch auf die Mitgliedszahlen nieder.

Sportlich gab es 1990 jedenfalls bei den Einzelturnieren nichts zu beklagen, die KEM sah mit Uli Rohrmüller und Jan-Erik Schrader auf den Plätzen zwei und vier eine doppelte Gröbenzeller Qualifikation für die Oberbayerische Meisterschaft. Auch das Kreispokalfinale war eine rein Gröbenzeller Angelegenheit. Dafür erwies sich die Landesliga als zu stark für die Spieler der Abteilung, die immerhin den achten von zehn Tabellenplätzen belegten, so daß nach nur einem Jahr in der vierten deutschen Klasse schon wieder zum Rückzug geblasen werden mußte – wenn auch nur für zwei Jahre.

Wolfram Inngauer, der mittlerweile auch Pressesprecher des Deutschen Schachbundes war, gab seinen Posten als Vorsitzender 1991 an Uli Rohrmüller weiter. Dieser verbuchte in seiner zweijährigen Amtszeit immerhin den Wiederaufstieg in die Landesliga, der zwar nicht unmittelbar an den Abstieg gelang, aber immerhin im Jahr darauf. 1991-93 “tauchte” die Abteilung in den Keller des Feuerwehrhauses ab, was zu weniger Besuchern beim Spielabend und deshalb zu Unzufriedenheit über die Örtlichkeit bei den Spielern führte.

Große Freude herrschte deshalb, als der Verein unter der neuen Vorsitzenden, der frischgebackenen Zweiten der Oberbayerischen & Münchener Damenmeisterschaft, Barbara Inngauer, 1993 ein Spiellokal im neuerbauten Bürgerhaus erhielt. Dieser Umzug nach acht Jahren im Feuerwehrhaus – davon die letzten beiden im Keller – wurde mit einer Simultanvorstellung durch GM Hecht aus Fürstenfeldbruck sowie einer Einweihungsparty gebührend gefeiert. Leider blieb diese schöne Lokalität nicht lange Heimstätte für die Gröbenzeller Schachspieler. Dies war nicht der einzige sich abzeichnende Wehrmutstropfen in diesem ansonsten so erfolgreichen Jahr, die Abteilung beklagte auch den unerwarteten Tod des Mitgliedes Ronald Struß im Alter von nur 36 Jahren und damit den Verlust eines starken Spielers, der über Jahre den Verein gestützt hatte.

Ein schöner Erfolg war dagegen die Kreiseinzelmeisterschaft 1993, die in der M I fünf Gröbenzeller auf den ersten sechs Plätze zählte, darunter Uli Rohrmüller (5,5/7) und Albert Kaunzinger (5/7) auf den ersten zwei. In der M II wurde Marcus Keller nur aufgrund der schlechteren Wertung auf den zweiten Platz mit 5,5/7 verwiesen, während Markus Reisinger mit phantastischen 6,5/7 das Hauptturnier gewann. An den Jugendmeisterschaften nahm jedoch kein Gröbenzeller teil – erneutes Anzeichen für die Nachwuchsschwäche der Abteilung. Wie positiv dieses Jahr sein sollte, zeigte sich zu allererst mit dem Wiederaufstieg der ersten Mannschaft in die Landesliga. Die zweite Mannschaft verbesserte sich aus der Zugspitzliga in die Bezirksliga mit immerhin zwei Punkten Abstand auf den Tabellenzweiten; die vierte Mannschaft konnte in der A-Klasse ebenfalls den Aufstieg perfekt machen, so daß in diesem Jahr drei Teams die Klasse verbesserten – wenngleich die unteren beiden im kommenden Jahr schon wieder Absteigen mußten.

1994 stellte Gröbenzell erneut mit Andre Schlosser den Kreiseinzelmeister und bewies seine Dominanz im Schachkreis mit zwei weiteren Spielern unter den ersten fünf – Thorsten Kaftan als Dritter und Albert Kaunzinger als Fünfter. Markus Reisinger wiederholte seine starke                  Albert Kaunzinger 1984                      Darbietung aus dem letzten Jahr und feierte in der M II als Vierter erneut den Aufstieg in die höhere Klasse. Größter Erfolg für die Abteilung war aber ohne Zweifel der Aufstieg in die Oberliga – Deutschlands dritte Spielklasse. Diese Klassenverbesserung demonstrierte eindrucksvoll die schachliche Stärke der Spieler vom Gröbenbach – wenn sich auch die Oberliga mit ihren bezahlten Meistern an den vorderen Brettern im kommenden Jahr als zu stark erweisen sollte; der prompte Abstieg war die Folge.

Großartiges Schach zeigte auch Spitzenspieler Andi Zach, der das wohl erfolgreichste Jahr seiner Laufbahn spielte: er gewann nicht nur den Deutschen Einzelpokal, sondern auch das OIS in München vor etlichen Internationalen Meistern. Geradezu als Delle muß man insofern den ansonsten hervorragenden dritten Platz bei der Bayerischen Einzelmeisterschaft bezeichnen.

Der Muttertagspokal im Jahre 1995 hatte mit 29 Teilnehmerinnen eine Rekordbeteiligung zu verzeichnen; beste Gröbenzellerin wurde Ursula Illig mit 5,5/9 auf Rang fünf. bei der Kreiseinzelmeisterschaft konnte Clemens Benicke als Sieger in der M II der KEM überzeugen; Klaus Knechtskern wurde Fünfter und erkämpfte damit ebenfalls das Aufstiegsrecht. Noch höher einzuschätzen war naturgemäß der Kreiseinzelmeistertitel von Klaus De Francesco, der 6/7 erzielte und bester Gröbenzeller wurde – vor Albert Kaunzinger als Viertem.

Mitgliederentwicklung der Abteilung Schach

105
100
95
90
85
80
75
70
65
60
55
50
45
40
35
30
25
20
15
10
5
0
50 60 70 80 90 00 10

Zu beklagen hatte die Schachabteilung den Tod ihres ehemaligen Vorsitzenden und langjährigen Spitzenspielers – zum letzen Mal Vereinsmeister 1989 – Hermann Aicher, der im Alter von 69 Jahren verstarb. Damit verloren die Gröbenzeller Schachspieler ihr letztes Gründungsmitglied. Aicher hatte mehr als 40 Jahre für die Abteilung gespielt. Nur um wenige Jahre überlebte ihn der 1912 geborene Gottfried Weicker, mit dem 1998 einer der wichtigsten Vorsitzenden der Abteilung verstarb. Seine Verdienste um den Wiederaufbau der Abteilung in den 70er Jahren und besonders die Förderung der Jugendarbeit bleiben unvergessen.

 

Fortsetzung  ist in Bearbeitung

 

 

 

 

Anhang: Gröbenzeller Schach in den 30ern

Über die Gröbenzeller Schachspieler in den 30er Jahren ist wenig überliefert. Die Mitglieder des späteren Vereins „Schachrunde“ haben aber schon vor der Gründung im Februar 1932 (Mitgliedsbeitrag 20 Pfennig im Monat) Simultanveranstaltungen durchgeführt, z.B. eine im Juli 1930, die wohl nicht die erste ihrer Art war. Ligaspiele fanden anscheinend noch nicht statt, wohl aber Vergleichskämpfe mit anderen Vereinen; einem 6:6 gegen Olching im Jahre 1932 ging offenbar eine deutliche Niederlage voraus. Auch Vereinsturniere veranstaltete man, an dem ersten 1932 nahmen bereits 18 Spieler teil, der erste Klubmeister wurde Sebastian Fischhaber aus Esting, der auch ein Jahr später seinen Titel verteidigen konnte. Einen ans Turnier anschließenden Vergleichskampf gegen Aubing/Neuaubing verloren die Gröbenzeller im Oktober 1932 mit 9:8 Punkten denkbar knapp; der Rückkampf mit Heimvorteil konnte dagegen mit 10:6 deutlich gewonnen werden. Vielleicht wäre der Sieg sogar noch deutlicher ausgefallen, wenn Aubing mit den 20 verabredeten Spielern gekommen wäre anstatt nur mit 16. Von Gröbenzeller Seite herrschte jedenfalls Enttäuschung darüber, daß vier Kämpfer pausieren mußten.

1933 hatte die Vorstandschaft auf der Jahreshauptversammlung schon 30 Mitglieder vorzuweisen und damit einen Stand, der erst über 30 Jahre später wieder erreicht werden sollte. Die finanzielle Ausstattung war jedoch eher mager; lediglich 12 Bretter mit Figuren konnte der Verein sein eigen nennen und nur ein Demonstrationsbrett war vorhanden. Mit Antje Holzinger war im Nebenturnier sogar erstmals eine Dame in Gröbenzell schachlich in den Vordergrund getreten. Erfreut äußerte sich der Vorstand über die erfolgte Einigung der vormals fünf nationalen Schachverbände – eine Folge der nationalsozialistischen Gleichschaltung, die auch am Sport nicht vorüberging.

Die weitere Vereinnahmung des Schachs zu politischen Zwecken ließ nicht lange auf sich warten. Pressemitteilungen zeigen, daß das Spiel immer mehr instrumentalisiert wurde. Nicht nur weil Propagandaminister Joseph Goebbels „Betreuer des deutschen Schachs“ war, sondern vor allem zur „Stärkung der Wehrkraft“ wurde das „Nationalspiel der Deutschen“ jetzt ausgetragen. Mit dem Beitritt zum Großdeutschen Schachbund im November 1933, den der NSdAP-Aktivist und Vorsitzende Hans Kob veranlaßte, endet die Überlieferung der Geschichte diese ersten Schachklubs vor Ort.