Den Gegner ausgetanzt

Zum Gröbenzeller Schachtanzturnier empfangen wir am Sonntag vormittag den Tabellendritten Tarrasch München. Nachdem bei uns fast alle Spitzentänzer antreten, hoffen wir auf einen  ausgeglichenen Wettbewerb mit phantasievollen Schrittfolgen.

Tom eröffnet den Reigen mit einem gediegenen Schwarzremis. Die Eröffnungsbehandlung ist apart und die Springerpirouetten neutralisieren sich in ihren Wirkungen, so dass die Vortänzer schon bald ermattet Frieden schließen.

Bald darauf verwirrt Marios Dame mit einem raffinierten kurzschrittigen Schleiertanz (De2-d3+-d2) dem gegnerischen König die Sinne so sehr, dass er sich völlig entblößt und direkt ins Matt taumelt – Salome lässt grüßen.

Ron wirbelt seine Dame walzermäßig über das ganze Brett und erreicht damit eine wunderbare Gewinnstellung. Leider rutscht er anschließend auf dem glatten Parkett aus und muss dem Gegner noch den ganzen Punkt abtreten.

Am Spitzenbrett schwebt GM Maksimenko mit den weißen Steinen vermutlich ein einseitiger Höllentanz vor. Karsten hat jedoch im Vorfeld ein höfisches Menuett genau einstudiert, bei dem die Contenance stets gewahrt bleibt. Ein Remis nach 39 akkuraten Tanzschritten ist die Belohnung.

Franz führt von Beginn an einen aggressiven Opfertanz auf und investiert einen Bauern. Seinem Tanzpartner gelingt jedoch die Überleitung zu einem eher statischen Schreittanz, bei dem sich am Ende nicht die Phantasie, sondern der schnöde Materialismus durchsetzt.Somit sind wir unverhofft mit 2:3 in Rückstand geraten und brauchen dringend Erfolgserlebnisse, um das Match nicht ganz aus der Hand zu geben.

Christian und sein Kontrahent tanzen französisch unter Ausnutzung des gesamten Parketts. Schon bald werden die Damen getauscht, wonach die weißen Bauern am Königsflügel unter Absingen der Marseillaise frech voranstürmen. Auch wenn Christian zwischendurch mit dem falschen Turm auf die c-Linie schlittert, gerät sein Sieg nicht mehr in Gefahr

Mit den weißen Steinen führt Tobi einen seiner Standardtänze auf, verliert aber nach einem zu raumgreifenden Schritt des b-Bauern die Kontrolle. Doch kehrt er mit einer geschickten Drehung die Führungsverhältnisse nochmals um. Ausgerechnet der vorwitzige b-Bauer bringt  – inzwischen auf die Nachbarbahn gewechselt – am Ende die Entscheidung zu Tobis Gunsten.

Bei Bernd überrascht vor allem, dass er es am längsten auf dem Parkett aushält. Und das, obwohl dort kein kräfteschonender Slowfox gegeben wird, sondern mehr und mehr ein neuseeländischer Haka. Als Bernd unterzugehen droht, streckt er die Brust raus und setzt ein bitterböses Gesicht auf. Kein Wunder, dass sein Gegenüber erblasst und ihm die Partie bald entgleitet.

Am Ende steht nach einigen kreativen Einlagen ein 5:3-Erfolg gegen die teilweise etwas unglücklich agierenden Schachfreunde von Tarrasch zu Buche. Wir freuen uns schon auf den nächsten Tanz auf dem Vulkan gegen Tabellenführer Garching in drei Wochen.

(cg, 05.02.2018)